Das sollten Sie über IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen) wissen

Das Wichtigste in Kürze

- Die Abkürzung IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistung, auch Selbstzahlerleistung genannt. Dazu gehören alle Diagnose- und Behandlungsmethoden, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht in ihrem Leistungskatalog haben. Der Umfang des Leistungskatalogs variiert je nach Kasse.
- IGeL sind Privatleistungen, für die es keine allgemeingültige Preisliste gibt. Nehmen Sie das freiwillige Zusatzangebot Ihres Arztes wahr, tragen Sie die Kosten ohne Zusatzversicherung selbst.
- Haben Sie eine private Krankenzusatzversicherung, übernimmt diese in der Regel für die meisten IGeL die Kosten. Fragen Sie im Zweifelsfall bei Ihrer Versicherung nach.
Was sind Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)?
Die Abkürzung IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistungen. Das sind Privatleistungen von Ärzten und Heilpraktikern, die Patienten häufig selbst zahlen müssen. Es sei denn, sie haben eine Krankenzusatzversicherung für IGeL, die die Kosten dieser Leistungen übernimmt. Welche individuellen Gesundheitsleistungen es gibt und warum Krankenkassen sie nicht bezahlen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Das Angebot der IGeL ist groß und ändert sich ständig, weshalb es keine allgemeingültige (Preis-)Liste aller Leistungen gibt. Laut dem „IGeL-Report 2023“ des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) nahmen gesetzlich versicherte Patienten geschätzt 29 Millionen individuelle Gesundheitsleistungen in Anspruch.
Zu den Anbietern der IGeL zählen zum Beispiel:
- Hautärzte
- Augenärzte
- Frauenärzte
- Zahnärzte
- Orthopäden / Sportmediziner
- Psychotherapeuten
Oft handelt es sich bei den Selbstzahlerleistungen um Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen.
Beispiele für IGeL dieser Kategorie:
- Ultraschall von Brust, Bauch oder Eierstöcken zur Krebs-Früherkennung
- Augeninnendruckmessung / Augenspiegelung zur Glaukom-Früherkennung
- Hirnleistungscheck zur Früherkennung einer Demenz
- Streptokokken-Test in der Schwangerschaft, um eine Ansteckung Neugeborener zu verhindern
- Reise- oder Schutzimpfungen, die Ihre gesetzliche Krankenkasse nicht übernimmt
Zu den IGeL zählen auch einige alternative Behandlungsmethoden. Beispiele für solche beliebten IGeL-Therapien:
- Akupunktur bei Rückenschmerzen
- Magnetfeldtherapien bei Sportverletzungen
- Orthopädische Kryotherapie zur Behandlung von Verletzungen
Manche dieser Therapien sind in Bezug auf ihre Wirksamkeit umstritten. Mehr zur Beurteilung von IGeL lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Basisinformationen zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL)
Warum sind IGeL keine Krankenkassenleistungen?
Bei IGeL liegen dem Gesetzgeber nicht ausreichend wissenschaftliche Nachweise vor, dass die Leistungen sinnvoll sind. Dies gilt vor allem bei Leistungen der Alternativen Medizin wie Akupunktur oder Magnetfeldtherapie.Laut dem Fünften Buch des Sozialgesetzbuchs (SGB V) dürfen Krankenversicherungen nur Leistungen übernehmen, die „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ sind. Diese dürfen „das Maß des Notwendigen nicht überschreiten“. Welche Individuellen Gesundheitsleistungen die gesetzlichen Krankenkassen letztendlich übernehmen, bestimmt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Dieser untersteht dem Bundesgesundheitsministerium.
Gut zu wissen: Wenn der G-BA eine Leistung als nicht wirtschaftlich einstuft, gibt es manchmal eine vergleichbare günstigere Alternative, die die Kassen bezahlen. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
Sind IGeL-Leistungen trotzdem sinnvoll?
Es gibt bei den IGeL durchaus Leistungen, die Experten als sinnvoll ansehen und empfehlen. Wenn Sie über eine IGeL nachdenken, sich aber unsicher sind: Holen Sie sich eine Zweitmeinung von einem Arzt oder Ihrer privaten Zusatzversicherung ein. Zusätzlich hilft ein Blick auf den IGeL-Monitor, der viele Leistungen bewertet und eine unverbindliche Empfehlung abgibt. Mehr dazu erfahren Sie im nächsten Absatz.Eine hilfreiche Orientierung für Patienten: der IGeL-Monitor
Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen liefert Patienten mit dem IGeL-Monitor eine wichtige Entscheidungshilfe. Er beschreibt und bewertet alle Individuellen Gesundheitsleistungen.
Es gibt sechs Bewertungsergebnisse:
- positiv
- tendenziell positiv
- unklar
- tendenziell negativ
- negativ
- ohne Bewertung
„Ohne Bewertung“ wird vergeben, wenn es keine ausreichenden wissenschaftlichen Studien gibt, die die Wirksamkeit, den Nutzen oder die Risiken der betreffenden Leistung belegen.
Das folgende Beispiel veranschaulicht eine typische Bewertung im IGeL-Monitor:
IGeL: Akupunktur zur Vorbeugung von Migräneanfällen
Frage: Kann Akupunktur Migräneanfälle verhindern und Symptome lindern?
Bewertung IGeL-Monitor: tendenziell positiv
IGeL: Diese Leistungen bieten Ärzte an
IGeL: typische Leistungen beim Hausarzt
Ihr Hausarzt kann viele Leistungen über die Krankenkasse abrechnen, aber nicht alle: Manche gelten als Privatleistung und somit als Individuelle Gesundheitsleistung. Diese zahlen Sie in der Regel selbst – außer Sie haben eine private Krankenzusatzversicherung abgeschlossen.
Ob dennoch Ihre gesetzliche Krankenkasse zahlt, hängt von folgenden Faktoren ab:
- der Diagnose Ihres Arztes
- der Begründung für die IGeL
- dem Leistungskatalog Ihrer Krankenkasse
Manche Leistungen werden immerhin bezuschusst. Nachfragen lohnt sich.
Zu den IGeL bei Ihrem Hausarzt zählen beispielsweise folgende Leistungen:
- Alternative Medizin
- Akupunktur bei Kopfschmerzen, Kniearthrose, Tumorschmerzen und anderen Beschwerden
- Blutbildbestimmung außerhalb der Kassenleistung
- Sporttauglichkeitsuntersuchungen / sportmedizinische Untersuchungen
- diverse Reise- und Schutzimpfungen
IGeL: typische Leistungen beim Augenarzt
Die wohl häufigste Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) beim Augenarzt ist die Vorsorgeuntersuchung mit Augeninnendruckmessung und Augenspiegelung zur Glaukom-Früherkennung. Eine Glaukom-Erkrankung wird oft auch „Grüner Star“ genannt. Beim Grünen Star stirbt Ihr Sehnerv. Daran können Sie im schlimmsten Fall erblinden.
Die Untersuchung kostet meistens zwischen 20 Euro und 40 Euro. Sie ist keine Kassenleistung. Ihre Krankenzusatzversicherung übernimmt in der Regel jedoch die gesamten Kosten für Sie.
Sehhilfen wie Kontaktlinsen und Brillen gehören nicht zu den IGeL, auch wenn Sie die Kosten selbst tragen. Die Krankenkassen zahlen Brille & Co. lediglich bei Erwachsenen mit schweren Sehbeeinträchtigungen sowie bei Kindern. Hier lohnt sich oft eine private Krankenzusatzversicherung.
IGeL: typische Leistungen beim Frauenarzt
Frauenärzte bieten Patientinnen eine ganze Reihe an IGeL an, primär Leistungen wie Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen, beispielweise Abstriche oder Brustultraschall-Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung.
Diese Leistungen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht. Viele Frauen nehmen die zusätzlichen Maßnahmen dennoch wahr, um sich abzusichern. Auch wenn diese als IGeL Privatleistungen sind.
Sowohl der Pap-Test als auch der HPV-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs sind hingegen Kassenleistungen.
IGeL: typische Leistungen beim Orthopäden
Während Frauenärzte viele IGeL in Form von Vorsorgeuntersuchungen anbieten, sind es beim Orthopäden oft Therapie-Leistungen. Eine der Ausnahmen ist die Knochendichtemessung. Ärzte nutzen diese, um das Osteoporoserisiko frühzeitig einschätzen zu können.
Hier eine Liste der Leistungen für einige der häufigsten IGeL bei Orthopäden:
- eine Hyaluronsäureinjektion soll die Symptome bei Arthrose und Gelenkentzündungen lindern – der IGeL-Monitor bewertet die Leistung als „tendenziell negativ“, da die Schäden gegenüber dem Nutzen der Behandlung eher überwiegen
- eine Magnetfeldtherapie soll bei Sportverletzungen Entzündungen hemmen, Schmerzen lindern und die Heilung unterstützen – vom IGeL-Monitor als „unklar“ bewertet, da es zu wenige Studien gibt, um den Nutzen eindeutig zu erkennen
- eine Kryotherapie (auch als Kältetherapie bekannt) soll die Zellerneuerung bei Verletzungen unterstützen – die Wirkung ist wissenschaftlich nicht gesichert
Sie tragen die Kosten für diese Leistungen fast immer selbst – es sei denn, Sie haben eine entsprechende Krankenzusatzversicherung.
IGeL: typische Leistungen beim Hautarzt
Auch beim Hautarzt gibt es verschiedene Individuelle Gesundheitsleistungen: Auf Wunsch entfernt er Muttermale und andere Hautveränderungen. Besteht dafür keine medizinische Notwendigkeit, ist es keine Kassenleistung.Eine der Leistungen von Hautärzten, die Patienten am häufigsten in Anspruch nehmen, ist das Hautkrebsscreening, welches nicht zu den IGeL gehört. Die Untersuchung – auch Dermatoskopie genannt – dient der Hautkrebsvorsorge und ist eine Kassenleistung. Hautkrebs ist – rechtzeitig erkannt – in den meisten Fällen heilbar.
Gesetzlich Versicherte ab einem Alter von 35 Jahren haben in der Regel alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebsscreening. Gelegentlich bieten nicht nur Haut-, sondern auch manche Hausärzte mit einer Zusatzausbildung das Screening an.
Die Untersuchung läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Der Arzt untersucht mit bloßem Auge Ihren gesamten Körper auf Auffälligkeiten – auch den Genitalbereich und die Zehenzwischenräume. Manche Ärzte nutzen zusätzlich ein Dermatoskop – auch Auflichtmikroskop genannt – um tieferliegende Hautschichten zu begutachten. In manchen Fällen empfehlen Hautärzte eine sogenannte Video-Dermatoskopie. Dabei dokumentieren sie auffällige Hautstellen per Video und speichern die Aufnahmen digital. So können sie Hautveränderungen im Laufe der Zeit besser vergleichen und beurteilen.
Gut zu wissen: Wie bei vielen Behandlungen gibt es auch bei der Kostenübernahme der Hautkrebsvorsorge durch die Krankenkassen kleine Unterschiede. Manche übernehmen die Untersuchung schon vor dem 35. Lebensjahr oder jährlich statt alle zwei Jahre. Nicht alle Kassen übernehmen die Kosten für einen Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse nach den Details. Eine Video-Dermatoskopie ist immer eine IGeL.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema IGeL – Individuelle Gesundheitsleistungen
Was sind „IGeL-Leistungen“?
IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistungen. Das sind Privatleistungen von Ärzten und Heilpraktikern, die Patienten in der Regel selbst zahlen. Es sei denn, sie haben eine Krankenzusatzversicherung für IGeL, die die Kosten für diese Leistungen in der Regel übernimmt.
IGeL: Welche Leistungen sind sinnvoll?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Manche Experten sprechen für einige der Individuellen Gesundheitsleistungen Empfehlungen aus – für andere jedoch nicht. Dennoch gibt es Patienten, denen gerade diese IGeL-Therapien geholfen haben. Holen Sie sich im Zweifelsfall eine Zweitmeinung ein.
Zusätzlich hilft ein Blick auf den IGeL-Monitor. Die Experten bewerten viele der Leistungen und geben eine unverbindliche Empfehlung ab.
IGeL: Was kosten die Individuellen Gesundheitsleistungen beim Augenarzt?
Es gibt keine allgemeingültige Preisliste für IGeL. Dementsprechend fallen die Kosten von Arzt zu Arzt unterschiedlich aus. Fragen Sie daher bei Ihrer Praxis nach – und holen Sie sich im Zweifelsfall ein zweites Angebot ein.
IGeL: Welche Individuellen Gesundheitsleistungen beim Gynäkologen sind sinnvoll?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Antwort hängt von Ihrem Gesundheitszustand, Ihren Erbanlagen und Ihren Bedürfnissen ab. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt umfassend beraten und holen Sie sich gegebenenfalls eine Zweitmeinung ein.
Zusätzlich hilft ein Blick auf den IGeL-Monitor. Hier finden Sie auf wissenschaftlichen Studien basierende Bewertungen und unverbindliche Empfehlungen.
IGeL: Was zählt zu den Individuellen Gesundheitsleistungen?
Das Angebot ist stetig im Wandel. Es gibt weder eine allgemeingültige Liste aller IGeL noch eine Preisliste.
Verschaffen Sie sich mit dem IGeL-Monitor einen Überblick über gängige Leistungen. Auf der Seite finden Sie für viele Untersuchungen und Therapien Bewertungen und Empfehlungen.
Beena Biller, 30.01.2025