Mini-Implantat: zur Fixierung von herausnehmbaren Prothesen
Das Wichtigste in Kürze
- Mini-Implantate sind kleiner als klassische Implantate und können im zahnlosen Kiefer eine Vollprothese stabilisieren.
- In einem minimalinvasiven Eingriff setzt der Zahnarzt die kleinen Dentalimplantate in den Kiefer ein – direkt danach kann er eine Vollprothese darauf fixieren.
- Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen keine Kosten für Implantate, sondern bezuschussen nur den Zahnersatz auf den Implantaten. Hier empfiehlt sich eine Zahnzusatzversicherung.
Was sind Mini-Implantate?
Die Vollprothese verrutscht ständig beim Sprechen und Essen: Viele Patienten sind mit ihren dritten Zähnen unzufrieden, die nur durch Saugkräfte zwischen Prothese und Zahnfleisch halten. Mini-Implantate schaffen hier Abhilfe. Wie das geht, was bei einem Eingriff zu erwarten ist und was er kostet, erfahren Sie im Ratgeber.
Mini-Implantate, auch bekannt als MDI (Mini Dental Implants), sind eine Ergänzung zu herkömmlichen Implantaten. Sie sind kürzer und haben einen geringeren Durchmesser. Deshalb kann sie der Zahnarzt oder Implantologe, ein Spezialist für Implantate, ohne aufwändige OP in den Kiefer einsetzen – selbst wenn der Kieferknochen schon stark abgebaut ist.
Die kleinen Zahnimplantate eignen sich sowohl für den Ober- als auch für den Unterkiefer, zum Beispiel um Vollprothesen daran zu fixieren. Außerdem kommen sie als Provisorien, in der Kieferorthopädie und beim Zahnersatz für Einzelzähne im Unterkiefer zum Einsatz.
Wie groß ist ein Mini-Implantat?
Ein Mini-Zahnimplantat hat einen Durchmesser von nur 1,8 bis 2,4 Millimeter. Zum Vergleich: Ein klassisches Implantat kommt auf einen Durchmesser von 3 bis 5,5 Millimeter.
Im Gegensatz zu klassischen Implantaten aus zwei Teilen sind Mini-Implantate einteilig. Das bedeutet: Sie bestehen nur aus der künstlichen Zahnwurzel, die der Zahnarzt in den Kiefer einsetzt, und einem bereits integrierten Implantat-Aufbau (Abutment). Dieser ragt wenige Millimeter aus der Mundschleimhaut heraus. Das reicht aus, um den sichtbaren Zahnersatz daran zu befestigen.
Aus welchem Material besteht ein Mini-Implantat?
Mini-Implantate werden aus speziellen Titanlegierungen gefertigt. Dadurch sind die künstlichen Zahnwurzeln trotz ihrer geringen Größe stabil und bruchsicher.
Für wen ist ein Mini-Implantat geeignet?
Die kleinen Zahnimplantate eignen sich für Patienten, die…
- eine Voll- oder Totalprothese brauchen, die stabil sitzt.
- Probleme mit ihrer selbsthaftenden Vollprothese haben.
- wenig Knochensubstanz im Kiefer haben und bei denen kein Knochenaufbau möglich ist.
- aus medizinischen Gründen keinen größeren chirurgischen Eingriff verkraften.
- kleine Zahnlücken im vorderen Bereich des Unterkiefers haben.
Gut zu wissen: Mini-Implantate sind keine Alternative zu herkömmlichen Implantaten. Sie sind aber eine gute Behandlungsmöglichkeit für Menschen, bei denen klassische Implantate nicht infrage kommen.
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Anwendungsgebiete von Mini-Implantaten
- Stabilisierung von Vollprothesen
Patienten mit zahnlosem Kiefer, die eine Voll- oder Totalprothese haben, klagen häufig, dass die Prothese mit der Zeit ihren Halt verliert: Sie wackelt, wenn sie sprechen oder essen. Die Vollprothese hält hier nur durch einen Saugeffekt auf der Mundschleimhaut. Baut sich der Knochen im Laufe der Zeit ab, sitzt der Zahnersatz in vielen Fällen nicht mehr fest im Mund.
Hier können kleine Implantate langfristig helfen. Mindestens sechs Mini-Implantate im Oberkiefer und vier im Unterkiefer bieten einen sicheren Halt für die Totalprothese. Und so funktioniert es: Sobald das Implantat im Kiefer eingesetzt ist, steht der kugelförmige Kopf des Implantats wenige Millimeter aus der Mundschleimhaut heraus. Das hohle Gegenstück dazu mit einem integrierten Gummiring befindet sich an der Prothese. Dieses rastet nach einer Art Druckknopfprinzip in den Implantatkopf ein. Das Ergebnis: Die Prothese sitzt fest im Mund, Sie können sie aber zum Reinigen einfach herausnehmen.
- Zahnersatz bei Frontzähnen im Unterkiefer
Im Unterkiefer stehen die Frontzähne oft eng und die Zahnwurzeln sind eher klein. Fehlt hier ein einzelner Zahn, ist ein Mini-Implantat in manchen Fällen besser geeignet als ein größeres klassisches Implantat, um die kleine Zahnlücke zu schließen.
- Provisorischer Zahnersatz
Herkömmliche Implantate brauchen mehrere Monate, bis sie fest im Kiefer verwachsen sind. Erst dann kann der Zahnarzt den endgültigen Zahnersatz daran befestigen. Deshalb raten Zahnärzte in manchen Fällen übergangsweise zu Mini-Implantaten, um darauf den vorläufigen Zahnersatz zu befestigen. Sind die klassischen Implantate stabil genug, entfernt der Zahnarzt die provisorischen Implantate schonend.
- In der Kieferorthopädie
Auch Kieferorthopäden verwenden Mini-Implantate, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Die kleinen Implantate im Kiefer verbindet der Orthopäde mit kieferorthopädischen Geräten, um größere Zahnbewegungen ohne Außenspange (Headgear) zu erreichen. Ist die Zahnkorrektur abgeschlossen, entfernt der Kieferorthopäde die MDI.
Wie gut sind Mini-Implantate?
Im Vergleich zu klassischen Implantaten haben Mini-Implantate diese Vor- und Nachteile:
Vorteile
- minimalinvasiver Eingriff mit kleiner Wunde
- kaum Schmerzen und Schwellungen nach der OP
- nur ein Eingriff nötig
- guter Halt einer Vollprothese bei relativ geringem Aufwand
- kein neuer Zahnersatz nötig, da eine vorhandene Prothese an die Implantate angepasst werden kann
- sofortige Belastung mit Zahnersatz möglich
- geringere Kosten
Nachteile
- nicht als Zahnersatz für Einzelzähne im Oberkiefer geeignet
- nicht stabil genug, um Brücken daran zu befestigen
- in seltenen Fällen sind die Titanlegierungen nicht so gut verträglich wie die klassischen Implantate aus Titan oder Zirkonoxid
- noch keine Langzeitstudien zur Bruchsicherheit
- wegen ihrer geringen Größe werden sie manchmal locker
Wie werden Mini-Implantate eingesetzt?
Im Vorgespräch, der Anamnese, fragt Sie Ihr Zahnarzt nach Vorerkrankungen und welche Medikamente Sie einnehmen, um Risiken möglichst auszuschließen. Anschließend folgt der eigentliche Behandlungstermin. Soll an den Mini-Implantaten eine Vollprothese fixiert werden, reicht ein Termin aus, um alle nötigen Implantate im Kiefer zu setzen.
- Nach der lokalen Betäubung beginnt der Zahnarzt oder Kieferchirurg mit dem minimalinvasiven Eingriff.
- Durch kleine Öffnungen in der Mundschleimhaut schraubt er die Gewinde der künstlichen Zahnwurzeln in den Kiefer.
- Die Implantate sind so stabil, dass der Zahnarzt sofort danach die Vollprothese am Implantatkopf fixieren kann.
Einheilzeit: Nach etwa drei bis sechs Monaten sind die Mini-Implantate vollständig in den Kieferknochen eingewachsen und können voll belastet werden.
Wie lange hält ein Mini-Implantat?
Die Haltbarkeit von Mini-Implantaten hängt von der Knochenstruktur, der Mundhygiene und der Belastung durch den Zahnersatz ab. Ist bei Ihnen noch ausreichend Knochensubstanz vorhanden und das Implantat fest mit dem Knochen verwachsen, hält das Mini-Implantat oft ein Leben lang. Voraussetzung: Sie reinigen regelmäßig und sorgfältig die Implantat-Köpfe und die Prothese. Darüber hinaus sollten Sie zweimal im Jahr Kontrollbesuche bei Ihrem Zahnarzt wahrnehmen, der den richtigen Sitz der Prothese prüft.
Was kostet ein Mini-Implantat?
Die Kosten für ein Mini-Implantat setzen sich aus den Kosten für das Material, den chirurgischen Eingriff und das Labor zusammen.
Mini-Implantate sind in der Regel günstiger als herkömmliche Implantate. Zum einen sind sie einteilig und kleiner, zum anderen ist die OP nicht so aufwändig. Der Preis für ein einzelnes Mini-Implantat im Frontzahnbereich liegt bei etwa 1.100 bis 1.500 Euro.
Was kosten Mini-Implantate im Ober- und Unterkiefer?
Um eine Prothese zu fixieren, sind vier bis sechs Mini-Implantate pro Kiefer nötig (mindestens vier im Unterkiefer und sechs im Oberkiefer). Haben Sie bereits eine Prothese, kann diese im Labor entsprechend umgearbeitet und an die Implantat-Köpfe angepasst werden. Benötigen Sie zum Beispiel eine neue Vollprothese auf vier Mini-Implantaten, kommen Kosten in Höhe von etwa 2.500 bis 3.800 Euro pro Kiefer auf Sie zu.
Welche Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse?
Ihre gesetzliche Krankenkasse kommt nicht für Zahnimplantate auf. Sie bezuschusst jedoch Ihren Zahnersatz, wenn er neu hergestellt wird. Das sind 60 bis 75 Prozent der Kosten für die Regelversorgung (ohne oder mit Bonusheft in den vergangenen fünf bis zehn Jahren). Diese sieht beim zahnlosen Kiefer eine Vollprothese vor.
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