Verbandkasten: schnelle Hilfe im Straßenverkehr

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Verbandkasten im Kraftfahrzeug (Kfz) ist in Deutschland Pflicht – und enorm wichtig, um Verletzten schnell erste Hilfe zu leisten.
- In dem Erste-Hilfe-Kasten befinden sich unter anderem Heftpflaster, sterile Kompressen sowie eine Rettungsdecke.
- Seit 1. Februar 2023 muss der Verbandkasten außerdem zwei medizinische Schutzmasken enthalten (DIN 13164).
Darum ist der Verbandkasten im Fahrzeug so wichtig
Sie fahren gemütlich im locker dahinfließenden Verkehr über die Landstraße, als Ihr Vordermann plötzlich eine Notbremsung einlegt. Mit voller Wucht treten Sie aufs Bremspedal – und bringen Ihr Fahrzeug gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Allerdings knallt durch die Fliehkraft Ihr Mitfahrer mit dem Kopf gegen das Fenster. Das Resultat: eine blutige Platzwunde.
Diese Situation wünscht man niemandem. Doch um im Notfall wichtige Hilfe leisten zu können, ist ein Verbandkasten extrem wichtig. Darin befindet sich alles, was Sie zur Erstversorgung von Verletzten benötigen. Erfahren Sie jetzt alle Details.
Verbandkasten: Viele Begriffe – ein Lebensretter
Der Verbandkasten für den PKW ist umgangssprachlich auch als Verbandskasten mit „s“ geläufig. Auch wenn diese Schreibweise eigentlich grammatikalisch falsch war, ist sie inzwischen sogar laut DUDEN erlaubt. Da in der Straßenverkehrsordnung und entsprechenden DIN-Normen nach wie vor vom „Kfz-Verbandkasten“ die Rede ist, verwenden wir ebenfalls diese Schreibweise.
Außerdem kaufen Sie die „Lebensretter“ im Fachhandel auch unter den Namen KFZ-Verbandtaschen fürs Auto, Erste-Hilfe-Kasten und Sanikasten. Was Sie davon im PKW mitführen, ist egal – vorausgesetzt, der Inhalt stimmt. Zum Beispiel brauchen Sie seit Februar 2023 auf jeden Fall medizinische Atemschutzmasken im Verbandkasten. Was sonst noch verpflichtend hineingehört, lesen Sie im Folgenden.
Newcomer im Erste-Hilfe-Kasten: die Atemschutzmaske
Die Corona-Pandemie hat auch im Straßenverkehr ihre Spuren hinterlassen. Für eine gewisse Zeit mussten Passagiere aus unterschiedlichen Haushalten sogar Masken tragen, wenn sie mit dem gleichen Fahrzeug unterwegs waren. Das ist inzwischen passé, dafür gilt seit Februar 2023 nach DIN 13164 die Pflicht, einen Mundschutz im Verbandkasten mitzuführen. Dabei reichen einfache medizinische Schutzmasken. FFP2-Masken sind nicht erforderlich, dürfen natürlich aber genutzt werden.
Dafür müssen Sie kein Verbandtuchs (40 x 60 cm) mehr mitführen. Außerdem brauchen Sie nur noch ein Dreieckstuch im Verbandkasten statt wie bisher zwei.
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Checkliste: Das muss in den Verbandkasten
Folgende Bestandteile dürfen in Ihrem Erste-Hilfe-Kasten nicht fehlen – so ist es nach der DIN 13164 und in §35 h der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) festgelegt:
- Ein steriles Heftpflaster, 5 m x 2,5 cm
- vier sterile Wundschnellverbände, 10 cm x 6 cm
- zwei sterile Verbandpäckchen, 4 cm x 8 cm
- eine steriles Verbandpäckchen
- ein steriles Verbandtuch, 60 cm x 80 cm
- sechs sterile Kompressen, 10 cm x 10 cm
- zwei Fixierbinden
- zwei Gesichtsmasken
- drei Fixierbinden
- ein Dreiecktuch
- eine Rettungsdecke aus metallisierter Folie, 210 x 160 cm
- eine Erste-Hilfe-Schere
- vier Einmalhandschuhe
- eine Erste-Hilfe-Broschüre, die Sofortmaßnahmen erläutert
- zwei Feuchttücher zur Reinigung unverletzter Haut
- ein 14-teiliges Fertigpflasterset mit vier Wundschnellverbänden (10 x 6 cm), zwei Fingerkuppenverbände (5 x 4 cm), zwei Fingerverbänden (12 x 2 cm), zwei schmäleren Pflasterstrips (1,9 x 7,2 cm) und vier breiteren Pflasterstrips (2,5 x 7,2 cm)
- ein Verbandpäckchen K
- ein Inhaltsverzeichnis
Einige Bestandteile des Verbandkasten haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Wenn dieses überschritten ist, müssen Sie die entsprechenden Teile unbedingt ersetzen. Grund dafür: Nach diesem Datum ist die Sterilität – und damit Ihre Sicherheit – nicht mehr gewährleistet.
Auch wenn Sie beispielsweise einige Pflaster oder die Einweghandschuhe bei einem Unfall verbrauchen, müssen Sie diese so schnell wie möglich nachfüllen. Übrigens: Ihre Versicherung erstattet Ihnen die Kosten für das Ersatzmaterial.
Gut zu wissen: Bei Hilfsorganisationen wie den Maltesern, Johannitern oder dem Roten Kreuz, können Sie abgelaufene Bestandteile Ihrer Verbandtasche abgeben. Diese nutzen sie dann zu Schulungszwecken, zum Beispiel bei Erste-Hilfe-Kursen.
Sonderfall: Verbandskasten fürs Motorrad
Von der Verbandkastenpflicht sind Zweiräder und Krafträder in Deutschland zwar ausgenommen. Dennoch lohnt sich ein Erste-Hilfe-Set auch für Biker. Auch das Institut für Zweiradsicherheit rät dazu. Denn wenn es mal kracht, ist schnelle Hilfe wichtig.
Außerdem sind Sie in anderen europäischen Ländern –beispielsweise Österreich – durchaus eine Mitführpflicht. Bei verschiedenen Anbietern gibt es extra platzsparende Verbandtaschen für Motorräder. Sie kosten meist weniger als zehn Euro.
Wichtig: Achten Sie auch hier aus Sicherheitsgründen immer auf das Ablaufdatum der Verbandkasten-Bestandteile.
Das kostet ein Erste-Hilfe-Kasten
Einen Verbandkasten für Ihr Auto können Sie von unterschiedlichen Anbietern kaufen – von der Apotheke über den Baumarkt bis zur Tankstelle. Auch online gibt es viele Angebote für Verbandkasten. Die Kosten dafür rangieren meist im Bereich von etwa acht bis fünfzehn Euro.
Wenn Sie nur einen Nachfüllpack oder ein Ergänzungsset für Ihren Kfz-Verbandkasten kaufen, zahlen Sie entsprechend weniger. Diese Sets sind vor allem dann sinnvoll, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum des Inhalts abgelaufen ist oder Sie aufgrund einer neuen DIN-Norm oder gesetzlichen Änderung neue Elemente brauchen. Ein komplett neuer Verbandkasten lohnt sich meist nur, wenn bislang keiner in Ihrem Fahrzeug vorhanden oder der alte beschädigt ist.
Unabhängig vom Preis sollten Sie unbedingt auf die DIN-Norm achten, wenn Sie eine Verbandtasche für Ihr Auto kaufen. Die aktuelle Norm für neue Kfz-Verbandkästen ist DIN 13164.
Es gibt auch umfangreichere Ausrüstungssets: Diese eignen sich eher für die Erste Hilfe in Firmen oder Werkstätten.
Tipp: Am besten sind alle Bestandteile noch mindestens vier Jahre haltbar, wenn Sie den Verbandkasten kaufen.
Strafen für fehlende, falsch befüllte und abgelaufene Verbandkasten
Geraten Sie in eine Verkehrskontrolle und haben keinen Erste-Hilfe-Kasten an Bord, müssen Sie ein Verwarnungsgeld bis zu zehn Euro zahlen. Gleiches gilt, wenn der Verbandkasten unvollständig oder der Inhalt abgelaufen ist. In der Hauptuntersuchung (HU) werten die Prüfer solche Verstöße als geringen Mangel.
Gut zu wissen: DIN 13164 ist die neue Norm, die ein Verbandkasten seit Februar 2023 erfüllen muss. Wer noch einen altes Exemplar mit der bisher validen Ausgabe der DIN 13164 von Januar 1998 oder 2014 hat, darf dieses weiterverwenden. Nur die Bestandteile des Verbandkastens, deren Ablaufdatum überschritten ist, müssen ausgetauscht werden.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema Verbandkasten
Seit wann müssen Masken im Verbandkasten sein?
Seit dem 1. Februar 2023 sind zwei medizinische Gesichtsmasken im Verbandkasten Pflicht.
Wie lang ist ein Verbandkasten haltbar?
Wann Sie den Inhalt Ihres Erste-Hilfe-Kastens austauschen sollten, ist auf den einzelnen Verpackungen angegeben. Wie lange ein Verbandkasten hält, hängt aber natürlich auch von Ihrem Verbrauch ab. Am besten sorgen Sie so schnell wie möglich für Ersatz bei Heftpflastern, Fixierbinden und Co.
Wie lange darf ein Verbandkasten abgelaufen sein?
Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum der Materialien im Verbandkasten abgelaufen ist, müssen Sie diese sofort ersetzen. Andernfalls zahlen Sie bis zu zehn Euro, wenn Sie in eine Verkehrskontrolle geraten.
Angelika Dick, 16.05.2023