Amalgamfüllungen ab 2025 verboten: Das sollten Patienten wissen
Das Wichtigste in Kürze
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Eine Amalgamfüllung gilt als besonders langlebig und robust. Sie ist aktuell die Standardversorgung bei kariösen Seitenzähnen.
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Amalgam ist jedoch schon länger umstritten, da die Metalllegierung Quecksilber enthält. Vor allem, wenn der Zahnarzt eine Füllung einsetzt oder aufbohrt, kann das giftige Schwermetall freigesetzt werden und sich in geringen Mengen im Körper ablagern.
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Nach einer Verordnung der EU von 2018 erhalten Jugendliche unter 15 Jahren, Schwangere und Stillende bereits keine Amalgamfüllungen mehr. Ab 2025 wird das Verbot von neuen Amalgamfüllungen auf alle Patienten ausgeweitet.
Amalgam in Zahnfüllungen ab 2025 verboten
Mehr als 100 Jahre lang war Amalgam ein kostengünstiges und häufig eingesetztes Material für Zahnfüllungen. Doch es enthält das Schwermetall Quecksilber und ist daher seit längerer Zeit umstritten. Ab 2025 ist es EU-weit verboten, neue Amalgamfüllungen einzusetzen. Warum das Füllmaterial kritisch gesehen wird und was das Verbot für Patienten bedeutet, die bereits eine Amalgamfüllung haben, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Was ist eine Amalgamfüllung?
Eine Amalgamfüllung zählt zu den plastischen Zahnfüllungen. Es handelt sich dabei, um eine formbare Masse. Der Zahnarzt füllt diese direkt in den Zahn, wo sie aushärtet. Dabei gilt sie als besonders gut haltbar und ist sehr kostengünstig.
Bei kariösen Seitenzähnen gehört eine Füllung aus Amalgam bisher zur Standardversorgung der gesetzlichen Krankenkasse: Sie übernimmt die Kosten für eine Amalgamfüllung in voller Höhe. Das wird sich ab 2025 ändern. Dann wird ein anderer Füllstoff von den Kassen voll bezuschusst. Welcher das sein wird, ist noch nicht bekannt (Stand September 2024).
Aus was besteht Amalgam?
Amalgam ist eine Legierung aus verschiedenen Metallen. Zu den Inhaltsstoffen zählen Kupfer, Silber, Quecksilber und Zinn. In der Zahnmedizin ist Amalgam als Werkstoff am längsten erprobt. Es gilt als das älteste Füllungsmaterial, das Zahnärzte verwenden. Seit Jahren sind Amalgamfüllungen jedoch umstritten. Der Grund: Das giftige Quecksilber, das in Amalgam enthalten ist, kann unter bestimmten Umständen in den Körper gelangen – etwa wenn der Zahnarzt eine Füllung einsetzt oder entfernt.
Amalgamfüllung: Vor- und Nachteile auf einen Blick
Vorteile einer Amalgamfüllung
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hält Druckbelastung beim Kauen gut stand
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widerstandsfähiges Material
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langlebige Füllung
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standardversorgung bei Karies im Seiten- und Backenzahnbereich
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kostengünstig, wird komplett von den Krankenkassen bezahlt
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leicht zu verarbeiten
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füllt das Zahnloch optimal aus
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härtet schnell aus
Nachteile einer Amalgamfüllung
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wegen des enthaltenen Quecksilbers umstritten
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das Schwermetall kann sich im Körper ablagern, insbesondere bei einer Amalgamsanierung, wenn viele alte Plomben gleichzeitig ausgetauscht werden
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kann allergische Reaktionen hervorrufe
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silberne Farbe fällt auch im Seitenzahnbereich auf
Ist Amalgam gefährlich und schädlich?
Jeder Mensch in Deutschland hat im Durchschnitt etwa 1,5 Mikrogramm Quecksilber in einem Liter Blut. Der Grund sind Umweltbelastungen – wir nehmen Quecksilber beispielsweise mit der Nahrung auf. Mediziner gehen davon aus, dass das Material ab einem Wert von fünf Mikrogramm pro Liter der Gesundheit schadet. In Amalgamfüllungen ist das Quecksilber gebunden und wird bei einer intakten Füllung nur in sehr geringen Mengen freigesetzt. Dabei hängt es auch von der Anzahl, dem Alter und Zustand Ihrer Plomben ab, wie viel Schwermetall der Körper aufnimmt.
Es ist bekannt, dass das Schwermetall Quecksilber zum Beispiel die Nerven angreift. Das kann zu Schlafstörungen, Depressionen, chronischen Kopfschmerzen und Müdigkeit führen. Auch der Herzmuskel, der Darm oder das Gehirn können davon betroffen sein. Es ist aber bisher nicht wissenschaftlich belegt, dass Amalgamfüllungen der Auslöser für solche Krankheiten sind. Quecksilber kann sich zwar aus dem Amalgam in winzigen Mengen im Körper ablagern. Allerdings fehlt bislang ein Nachweis, dass Amalgam in Zahnfüllungen gefährlich und gesundheitsschädlich ist. Laut dem Robert-Koch-Institut ist aber bisher nicht wissenschaftlich belegt, dass Amalgamfüllungen der Auslöser für bestimmte Krankheiten sind. Doch es bestehe ein Restrisiko, da nicht genügend wissenschaftliche Daten vorliegen.
Das Verbot von Amalgamfüllungen ab 2025 und seine Auswirkungen
Das galt bis 2024 für den Einsatz von Amalgam in Zahnfüllungen
Nach der Quecksilberverordnung der Europäischen Union von Juli 2018 setzen Zahnärzte bei Jugendlichen unter 15 Jahren und Schwangeren keine Amalgamfüllungen mehr ein. Menschen mit Nierenschäden erhalten ebenfalls eine alternative Behandlung von den Krankenkassen erstattet. Aber auch allen anderen Patienten steht es bisher frei zu wählen, ob sie im Seitenzahnbereich eine Amalgamfüllung möchten oder ob sie sich für eine alternative Füllungen aus Kunststoff, Komposit oder Keramik entscheiden. Letztere gehören nicht zur Regelversorgung der Krankenkassen – Sie müssen sie zum großen Teil aus eigener Tasche bezahlen.
Gründe für das EU-weite Amalgamverbot
Ab 2025 dürfen Zahnärzte innerhalb der EU keine neuen Füllungen mehr aus Amalgam einsetzen. Das hat das Europäische Parlament 2024 beschlossen. Alte Amalgamfüllungen sind selbstverständlich weiterhin erlaubt. Das EU-Parlament begründet das Verbot von Amalgam in Zahnfüllungen mit der Gefahr des enthaltenen Quecksilbers für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen.
Das giftige Schwermetall, das bei der Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Amalgam frei wird, verseucht Boden und Gewässer. Von dort kann es über Pflanzen oder Fische in die Nahrungskette gelangen – und so die Gesundheit von Menschen gefährden.
Zudem sieht das EU-Parlament ein gesundheitliches Risiko für Zahnärzte und ihre Mitarbeitenden, die mit Amalgam arbeiten. Wenn sie eine Füllung einsetzen oder entfernen, entstehen Quecksilberdämpfe, die gesundheitsschädlich sind. Für Patienten mit einer intakten, auch älteren, Amalgamfüllung wurde allerdings kein Gesundheitsrisiko nachgewiesen.
Das bedeutet das Verbot von Amalgamfüllungen für Patienten
In den vergangenen Jahren haben sich immer weniger Menschen für Amalgamfüllungen entschieden. Nur jede 33. Zahnfüllung besteht laut dem Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Christoph Benz, aktuell noch aus dem silberfarbenen Stoff. Bisher war Amalgam allerdings das einzige Material für Zahnfüllungen, dass die gesetzlichen Krankenkassen komplett bezahlt haben.
Nach dem Verbot sollen diese einen anderen Füllstoff voll bezuschussen. Welches Material das sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Die Krankenkassen, die Bundeszahnärztekammer und die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen müssen sich noch auf einen bestimmtes Füllungsmaterial einigen (Stand September 2024).
Wenn Sie immer das hochwertigste Füllmaterial für Ihre Zähne möchten, lohnt sich eine Zahnzusatzversicherung für Sie. Diese übernimmt die anfallenden Kosten auch für teurere Füllungen. Auch für Kinder kann eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll sein.
Wann ist eine Amalgamfüllung geeignet?
Wofür gibt es also noch Amalgamfüllungen? Amalgamfüllungen haben sich besonders bei größeren und schwer zugänglichen Schäden durch Karies bewährt. Sie werden häufig im Bereich der Backen- und Seitenzähne eingesetzt. Dabei sind sie langlebig und halten hohem Kaudruck bestens stand. Wegen ihrer metallischen, silbernen Farbe werden sie nicht für defekte Frontzähne verwendet. Entscheiden Sie sich jedoch anstelle einer Amalgamfüllung lieber für eine weiße Füllung, kommen Materialien wie Kunststoff, Komposit oder Keramik als Alternativen infrage.
Wenn Sie immer das hochwertigste Füllmaterial für Ihre Zähne möchten, denken Sie über eine Zahnzusatzversicherung nach. Diese übernimmt die anfallenden Kosten auch für teurere Füllungen. Auch für Kinder kann eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll sein.
Häufige Fragen und Antworten zu Amalgamfüllungen
Warum wird Amalgam verboten?
Amalgam besteht etwa zur Hälfte aus Quecksilber. Vor allem bei der Herstellung und Entsorgung wird das giftige Schwermetall freigesetzt, das die Umwelt belastet und in die Nahrungskette der Menschen gelangen kann.Wenn der Zahnarzt mit dem Material arbeitet und Füllungen einsetzt, können außerdem giftige Quecksilberdämpfe entstehen. Deshalb hat das EU-Parlament entschieden, dass Zahnmediziner künftig keine Amalgamfüllungen mehr einsetzen dürfen – bis auf wenige Ausnahmen, etwa wenn Allergien gegen andere Materialien vorliegen. Das Verbot gilt nicht für bereits vorhandene Zahnfüllungen aus Amalgam.
Wann wird Amalgam verboten?
Ab 1. Januar 2025 sind neue Amalgamfüllungen EU-weit verboten.
Muss Amalgam entfernt werden?
Nein, das ist nicht unbedingt notwendig. Alte, intakte Amalgamplomben müssen Sie nicht austauschen lassen. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren Zahnarzt, ob Ihre Füllungen noch in Ordnung sind oder ob er Ihnen dazu rät, sie ersetzen zu lassen.
Welche Zahnfüllungen zahlt die Krankenkasse ab 2025?
Bis Ende 2024 übernehmen die Krankenkassen nur die Kosten für eine Amalgamfüllung in voller Höhe. Für alle anderen Zahnfüllungen erhalten Sie einen Zuschuss in Höhe der Kosten der Regelversorgung. Das ist vor allem bei Seitenzähnen eine Amalgamplombe. Ab 2025 wird es ein neues Füllungsmaterial geben, das die Kassen komplett bezahlen. Welches das sein wird, steht noch nicht fest (Stand: September 2024).
Alternativen zu Amalgamfüllungen
Wenn Sie über Alternativen zu Zahnfüllungen aus Amalgam nachdenken, haben Sie verschiedene Optionen. Gemeinsam mit Ihrem Zahnarzt entscheiden Sie, welches Material für Zahnfüllungen für Sie das beste ist. Das hängt unter anderem auch von der Lage Ihres Zahns, der Größe des vorhandenen Lochs und Ihren Ansprüchen an Ästhetik und Haltbarkeit ab.
Kunststoff- statt Amalgamfüllung?
Füllungen aus Kunststoff sind zwar weiß und fallen nicht auf. Sie nutzen sich jedoch im Vergleich zu Amalgamfüllungen schneller ab und verfärben sich mit der Zeit. Je nach Pflege halten sie nur etwa drei bis fünf Jahre. Zum Vergleich: Amalgamfüllungen müssen Sie nur alle sieben bis acht Jahre austauschen. Kunststofffüllungen werden im Frontzahnbereich von den Krankenkassen bezahlt.
Komposit statt Amalgam?
Kompositfüllungen bestehen zu etwa 20 Prozent aus Kunststoff und zu etwa 80 Prozent aus einem feinen Keramikpulver. Die weiße Füllung hält länger als eine reine Kunststofffüllung. Wie die Amalgamfüllung müssen Sie sie erst nach etwa acht Jahren ersetzen lassen.
Keramik statt Amalgam?
Bei Füllungen aus Keramik handelt es sich um sogenannte Inlays oder Einlagefüllungen. Sie werden als Festkörper in einem Dentallabor angefertigt. Der Zahnarzt verklebt diese dann mit dem geschädigten Zahn. Die Füllungen zeichnen sich durch ihre besondere Stabilität im Seitenzahnbereich aus. Dabei lassen sie sich besonders gut an die natürliche Zahnfarbe anpassen und halten mindestens zehn Jahre. Inlays sind wesentlich teurer als Amalgamfüllungen. Die Krankenkassen bezuschussen sie nur zu einem geringen Teil. Sie übernehmen bis Ende 2024 nur die Kosten, die für eine Amalgamfüllung anfallen würden.
Amalgam entfernen – ja oder nein?
Viele Patienten möchten ihre alten Amalgamfüllungen entfernen lassen. Sie befürchten, dass das in Amalgam enthaltene Quecksilber ungesund ist und oder gar zu Vergiftungen führt. Eine Amalgamvergiftung ist allerdings schwierig zu diagnostizieren, da die Symptome wie Kopfschmerzen und Müdigkeit auch bei vielen anderen Krankheiten auftreten. Außerdem lässt sich das Schwermetallgemisch weder im Urin noch im Blut nachweisen.
Eine Zahnfüllung aus Amalgam kann zwar das giftige Quecksilber abgeben – allerdings vor allem wenn die Füllung eingesetzt oder entfernt wird. Beim Kauen wird dagegen nur sehr wenig davon freigesetzt. Doch ist es sinnvoll, Amalgamfüllungen austauschen zu lassen?
Zahnärzte raten in der Regel dazu, eine Füllung nur zu ersetzen, wenn diese bröckelt oder gebrochen ist. Ist die Amalgamplombe undicht, kann giftiges Quecksilber freigesetzt werden, das der Körper über die Blutbahn oder die Lunge aufnimmt. Fragen Sie am besten Ihren Zahnarzt, ob er in Ihrem Fall dazu rät, die Amalgamfüllungen auszutauschen.
Amalgam richtig entfernen
Quecksilberdämpfe werden vor allem frei, wenn der Zahnarzt...
- die Füllung eingesetzt hat und sie noch nicht ausgehärtet ist – dies dauert etwa eine Stunde.
- die Plombe aufbohrt und entfernt – aufgrund der Hitze des Bohrers.
Deshalb sind Zahnärzte besonders vorsichtig, wenn sie Amalgamfüllungen entfernen. Der Mund des Patienten wird mit einem Silkonschutz ausgekleidet, einem sogenannten Kofferdam. So kann der Patient keine Amalgampartikel verschlucken. Außerdem sorgt eine Absaugvorrichtung dafür, dass er keine Quecksilberdämpfe einatmet. Eine spezielle Brille schützt die Augen. Mit einem Amalgamabscheider verhindert der Zahnarzt, dass das Material beim Ausspülen in den Wasserkreislauf gelangt.
Was kostet es, eine Amalgamfüllung auszutauschen?
Wollen Sie Ihre Amalgamplomben austauschen, hängen die Kosten von der Art und dem Material der neuen Füllungen ab. Übrigens: Die Krankenkassen übernehmen keine Kosten, wenn Sie eine intakte Füllung aus Amalgam oder einem anderen Material entfernen oder austauschen lassen möchten.
Gut zu wissen: Die Zahnzusatzversicherung von DA Direkt übernimmt die Kosten für jede Art von Füllung etwa aus Kunststoff oder Komposit sowie für Einlagefüllungen (Inlays, Onlays und Overlays).
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