Bremsassistent: So macht er das Autofahren sicherer
Das Wichtigste in Kürze
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Der Bremsassistent verstärkt die Bremskraft des Fahrers und bringt das Auto in einer Gefahrensituation schneller zum Stehen.
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Seit seiner verpflichtenden Einführung für Neufahrzeuge hat das System viele Auffahrunfälle verhindert, da Fahrer selbst oft zu zögerlich bremsen.
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Der Notbremsassistent erkennt ein Hindernis und leitet eigenständig eine Vollbremsung ein. Er ist seit 2015 verpflichtend für LKW und muss seit Juli 2022 in Neuwagen verbaut werden.
Der Bremsassistent verhindert Auffahrunfälle
Sie sind auf der Landstraße unterwegs. Plötzlich taucht hinter der nächsten Kurve ein langsamer Traktor auf. Jetzt heißt es runter vom Gas und auf die Bremse drücken, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. Was viele Autofahrer nicht wissen: Der Bremsassistent unterstützt sie dabei, die Geschwindigkeit des Fahrzeugs schneller zu reduzieren. Wie der Assistent funktioniert und warum er zur Sicherheit im Straßenverkehr beiträgt, lesen Sie im DA Direkt Ratgeber.
Viele Autofahrer bremsen zu zaghaft
Bevor der Bremsassistent entwickelt wurde, haben Unfallforscher die Daten zu Auffahrunfällen ausgewertet. Zu geringer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und nicht angepasste Geschwindigkeit waren die Ursachen für die meisten dieser Unfälle. Zudem stellte sich heraus, dass Fahrer oft zu zögerlich bremsen – also zu langsam oder zu schwach auf das Pedal treten.
Dafür gibt es unterschiedliche Begründungen: Vor allem ungeübte Fahrer bremsen zunächst mit dem nötigen Druck, erschrecken aber, wenn sich das Anti-Blockier-System (ABS) einschaltet. Da das Pedal zu vibrieren beginnt, lassen sie es schnell wieder los. Andere Fahrer befürchten, dass die Bremsen kaputt gehen, wenn sie zu stark auf das Pedal drücken. So nutzt mehr als ein Drittel der Fahrer nicht die volle Bremskraft, um das Auto so schnell wie möglich zum Stehen zu bringen.
Mit dem Bremsassistenten lassen sich viele Auffahrunfälle entweder vermeiden oder zumindest abschwächen. Trifft ein Fahrzeug mit geringerer Geschwindigkeit auf ein Hindernis, sind die Verletzungen von Personen leichter und die Schäden am Fahrzeug geringer. Die Energie beim Aufprall leitet sich aus dem Quadrat der Geschwindigkeit ab. Kurz: die doppelte Aufprallgeschwindigkeit führt zur vierfachen Aufprallenergie. Entsprechend verhalten sich die entstehenden Schäden.
So funktionieren die Bremsen am Auto
Die meisten Fahrzeuge verfügen heute über eine Scheibenbremse. Tritt der Fahrer auf das Bremspedal, wird der Druck über die Bremsflüssigkeit an die Bremszangen der vier Räder weitergeleitet. Die Kraftübertragung erfolgt hydraulisch. Dabei drückt die Flüssigkeit die Bremsbeläge an die Bremsscheibe, die sich an jedem Rad befindet und sich mit dem Rad dreht. Durch die Reibung, die dabei entsteht, wird das Fahrzeug langsamer. Je stärker der Fahrer das Bremspedal drückt, umso höher ist die Reibung und umso schneller verringert sich die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
In den vergangenen Jahren haben Hersteller verschiedene Fahrassistenzsysteme für die Bremsanlage entwickelt. Dazu zählen das Anti-Blockier-System (ABS), das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) – und der aktive Bremsassistent.
Was macht ein Bremsassistent?
Das Assistenzsystem verstärkt die Bremskraft, die der Fahrer auf das Pedal ausübt, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. Mercedes-Benz baute den ersten Assistenten im Jahr 1996 in seine Wagen der S-Klasse ein. Inzwischen gehört der Bremsassistent zur Standardausstattung moderner Fahrzeuge. Seit 2011 ist er Pflicht in allen Neufahrzeugen, die in der EU zugelassen sind.
Wie funktioniert ein Bremsassistent?
Der Assistent hilft dem Fahrer in einer Gefahrensituation, das Auto zu verlangsamen oder zum Stehen zu bringen. Mithilfe verschiedener Sensoren erkennt das System, wie schnell der Fahrer vom Gas- auf das Bremspedal wechselt. Zudem berechnet es das Verhältnis aus der aktuellen Geschwindigkeit und der Beschleunigung, mit der das Bremspedal betätigt wird. Anhand dieser Daten stellt der Assistent fest, ob es sich um eine sogenannte Gefahrenbremsung handelt.
Das bedeutet in der Praxis: Wenn Sie schnell vom Gas gehen und sofort die Bremse drücken, geht das System von einer Notsituation aus. Auch wenn Sie nicht fest genug auf das Bremspedal treten, erhöht der Bremsassistent den Bremsdruck maximal – bis gegebenenfalls das Antiblockiersystem (ABS) aktiviert wird. Dadurch verkürzt sich der Bremsweg. Eine Kollision mit einem Hindernis wird so meist vermieden – oder der Aufprall fällt zumindest nicht so stark aus. Sobald Sie den Druck auf das Bremspedal wieder verringern, nimmt auch der Bremsdruck durch den Assistenten ab.
Wichtig: Halten Sie trotz Assistenten immer ausreichend Abstand zu Ihrem Vordermann und bleiben Sie aufmerksam. Bremsassistenten sollen nur im Notfall aktiviert werden. Kommt es zu einem Unfall, stehen Sie nach wie vor in der Verantwortung und müssen die Kosten für mögliche Schäden tragen.
Wann greift der Notbremsassistent ein?
Der Notbremsassistent ist eine Weiterentwicklung des Bremsassistenten. Dabei handelt es sich um ein vorausschauendes System, das während der Fahrt ständig die Geschwindigkeit und die Abstände zu vorausfahrenden Fahrzeugen misst. Dazu nutzt es verschiedene Sensoren und Kameras.
Reicht der Sicherheitsabstand zum Vordermann nicht mehr aus, um einen Unfall zu verhindern, warnt der Assistent den Fahrer zunächst über optische oder akustische Signale. Geht dieser daraufhin nicht vom Gas und tritt auf die Bremse, reduziert ein autonomes System die Geschwindigkeit. Falls nötig leitet es eigenständig eine Vollbremsung ein.
Ist der Notbremsassistent Pflicht?
Für Pkw-Fahrer
Notbremsassistenten sind inzwischen in vielen modernen Fahrzeugen verbaut. Meistens gehören sie zur Sonderausstattung und kosten einen Aufpreis. Seit Juli 2022 müssen sogenannte City-Notbremsassistenten in allen neuen Pkw verbaut werden. Ab 2024 sind sie für alle neuzugelassenen Fahrzeuge Pflicht. Diese Assistenten sollen vor allem plötzlich auftretende Fußgänger und Radfahrer im Stadtverkehr erkennen – und das Unfallrisiko reduzieren.
Gut zu wissen: Notbremsassistenten funktionieren nur tadellos, wenn die Sensoren und Kameras nicht beeinträchtigt werden – etwa durch…
- Regen
- Schnee
- Nebel
- Vereisung am Fahrzeug
- Vogelkot
Damit die Reifen im Notfall gut haften, sollten sie eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern haben. Experten raten zu drei bis vier Millimetern Profiltiefe, damit sie auch bei Schnee und Regen optimalen Grip haben. Wie sich Sommer- und Winterreifen unterscheiden und was bei Allwetterreifen zu beachten ist, lesen Sie in unserem Ratgeber „Sommerreifen wechseln“.
Für Lkw-Fahrer
Für Lkw, die ab 2015 in der EU zugelassen sind und mehr als acht Tonnen wiegen, sind Notbremsassistenten gesetzlich vorgeschrieben. Diese müssen die Geschwindigkeit beim Bremsen um 20 km/h verringern. So sollen vor allem schwere Auffahrunfälle am Ende von Staus, beispielsweise auf Autobahnen, vermieden werden.
Viele Lkw-Fahrer hadern jedoch mit dem System und schalten es aus. Ihren Erfahrungen nach halten Autofahrer häufig den Sicherheitsabstand nicht ein, wenn sie zum Beispiel einen Lkw überholt haben und knapp vor diesem einscheren. Würde der Assistent des Lasters dann anspringen und ihn abrupt abbremsen, könnte es für das Fahrzeug hinter diesem knapp werden. Dessen Fahrer wäre ebenfalls zu einer schnellen Bremsung gezwungen, um einen Auffahrunfall zu vermeiden.
Trotzdem überlegt das Verkehrsministerium, ob Lkw-Fahrer künftig ein Bußgeld zahlen müssen, wenn sie den Notbremsassistenten ausschalten. Eine Alternative wäre, dass die Assistenten gar nicht mehr abgeschaltet werden können.
Zusammenarbeit der Assistenzsysteme
Damit der Bremsassistent in Gefahrensituationen optimal reagiert, arbeitet er in der Regel mit anderen Assistenzsystemen zusammen. Dazu zählen das Antiblocker-System (ABS) und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP). Die Systeme nutzen zum Teil dieselben Sensoren und tauschen Daten aus.
Leitet der Bremsassistent eine Vollbremsung ein, stellt das ABS sicher, dass die Räder nicht blockieren und der Fahrer den Wagen weiterhin kontrollieren und lenken kann. Das ESP bremst einzelne Räder ab und verhindert, dass das Fahrzeug in Kurven ausbricht und ins Schleudern gerät.
In einigen Fahrzeugen werden weitere Sicherheitssysteme aktiviert, wenn eine Gefahrensituation erkannt wird. So schließt sich etwa das Schiebedach automatisch, die Sicherheitsgurte werden gestrafft und die Rückenlehnen aufgerichtet. Dadurch sind die Personen im Fahrzeug bestmöglich geschützt, wenn es zu einem Zusammenstoß kommt.
Welche Rolle der Tempomat und der Tote-Winkel-Assisten im Straßenverkehr spielen, lesen Sie in unseren entsprechenden Ratgebern.
Lassen sich Bremsassistenten nachrüsten?
Fahrassistenzsysteme wie der Bremsassistent mit vielen Sensoren und sensibler Elektronik sind relativ komplex. Das bedeutet, dass Sie sie nicht ohne Weiteres nachträglich in ein Fahrzeug einbauen können. Die Nachrüstung ist meist aufwändig und teuer – und zudem nicht bei jedem Auto möglich. Erkundigen Sie sich am besten beim Hersteller, ob sich bei Ihrem Pkw ein Bremssystem nachrüsten lässt. Lassen Sie den Einbau dann unbedingt von einer Fachwerkstatt vornehmen.
Häufige Fragen und Antworten rund um den Bremsassistenten
Was ist ein Bremsassistent?
Ein solcher Assistent wirkt als Bremsverstärker in einem Auto. Er erkennt, wenn der Fahrer eine Gefahrenbremsung einleitet und drosselt das Tempo zusätzlich – unabhängig davon, wie stark der Fahrer aufs Bremspedal tritt. Ein Notbremsassistent überwacht den Abstand zu anderen Fahrzeugen und leitet im Notfall sogar eigenständig eine Bremsung bis zum Stillstand ein.
Welche Bremsen hat mein Auto?
Wahrscheinlich eine Scheibenbremse. Früher waren die meisten Fahrzeuge mit einer Trommelbremse ausgestattet. Seit den 1960er Jahren hat sich die Scheibenbremse durchgesetzt, da sie belastbarer ist. Trotzdem sind an vielen Hinterachsen kleinerer Fahrzeuge bis heute auch Trommelbremsen verbaut – eine Handbremse (auch Feststellbremse) lässt sich damit leichter kombinieren.
Welche Bremsscheiben passen zu meinem Auto?
Die Bremsscheiben und Bremsbeläge sind hohen Belastungen ausgesetzt und sollten regelmäßig vom Fachbetrieb geprüft und bei Bedarf ausgetauscht werden. Welche Komponenten Sie für Ihr Fahrzeug benötigen, finden Sie meist über den Typenschlüssel Ihres Autos heraus.
Bei Pkw der Volkswagen-AG wie Audi, Seat, Skoda und VW gibt es eine sogenannte PR-Nummer, um die Teile einer Bremsanlage exakt zu identifizieren. Dabei handelt es sich um eine dreistellige Buchstaben-Zahlen-Kombination. Die PR-Nummern stehen zum Beispiel im Serviceheft oder auf einem Aufkleber im Kofferraum unter dem Punkt „M.-Ausstatt./Options“. Die Bremskomponenten der Vorderachse beginnen mit „1L_“ und „1Z_“, die Bremskomponenten der Hinterachse mit „1K_“ und „2E_“. Mithilfe einer PR-Nummern-Tabelle entschlüsseln Sie die entsprechenden Codes.
Marlis Reisenauer, 07.08.2024
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Die Tarife können sich in weiteren einzelnen Leistungsmerkmalen unterscheiden. Quelle: NAFI GmbH - Angebote der Anbieter Stand 06.09.2024.